museum-digitalniedersachsen
STRG + Y
de
Museum August Kestner Gefäßkeramik (Vasen)

Gefäßkeramik (Vasen)

Kanne der spätgeometrischen Zeit

Nach dem Untergang mykenischen Kultur auf dem griechischen Festland erholten sich erst mit Beginn des 9. und 8. Jahrhunderts v. Chr. Kultur, Wirtschaft und Technik. Diese Phase der griechischen Kunst und Kultur wird ‚Geometrische Zeit‘ genannt. Sie leitet sich aus den auf den Keramikgefäßen dieser Zeit verwendeten geometrischen Dekoren ab, die nach der freieren Gestaltung der mykenischen Zeit Kreise, Zickzackmuster, Dreiecke, Rauten, Strichgruppen und Schachbrettmuster in rhythmischer Abfolge verwendet. Ab etwa 800 v. Chr. wurde diese Gestaltungsform der Muster durch die Aufnahme figürlicher Motive aufgebrochen: äsende Tiere, wie bei dieser Kanne, Krieger oder Wagenfahrten. Diese Kanne wird aufgrund ihres Stils der Werkstatt des sogenannten Dipylon-Malers zugeschrieben, der als einer der bedeutendsten Vertreter der geometrischen Vasenmalerei gilt. Seine Hauptschaffenszeit liegt in der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. (AVS)

Olpe oder Rotellenkanne

Korinth war zwischen 750 und 550 v. Chr. führend in der Herstellung von Keramik. Hier wurden ein komplexer Brennvorgang und die schwarzfigurige Technik entwickelt. Die korinthische Keramik wurde durch Handel in alle Gebiete der antiken Welt exportiert. Die birnenförmige, Olpe genannte Kanne wurde in der Werkstatt des 'Maler von Vatikan 73' hergestellt. Das für die Malerzuschreibung, den sogenannten Notnamen, zugrundeliegende Stück befindet sich in der Sammlung des Vatikan. Dieser Maler bemalte seine Gefäße im 'Orientalisierenden Stil'. - Auf den beiden umlaufenden Friesen sind Schwäne, Panther, Löwen und Sphingen zu sehen. (AVS)

Komasten (Skyphos)

Die A- wie auch die B-Seite zeigen jeweils zwei sich zugewandte Komasten, die ausgelassenen Teilnehmer des Komos, fröhlichen Umzug besonders zu Ehren des Dionysos. Der Skyphos wird dem KY-Maler zugeschrieben und ist wohl eines der ältesten Werke dieses Vasenmalers. (AVS)

Sirene (Salbgefäß)

Als Mischwesen mit Vogelleib und Menschenkopf sind Sirenen aus der griechischen Mythologie bekannt. Im ostgriechischen Bereich, auf Rhodos oder Samos, waren Salbgefäße dieses Typs im 6. Jahrhundert v. Chr. sehr beliebt. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Hahn und Henne (Teller)

Kulturkontakte der Griechen mit den in Anatolien ansässigen Bevölkerungsgruppen führten dazu, dass das Nutzgeflügel im 6. Jahrhundert v. Chr. im griechischen Raum heimisch wird. In griechischen Texten und bildlichen Darstellungen des 8. und 7. Jahrhunderts v. Chr. finden sich Hahn und Henne nur sehr selten. Ein Jahrhundert später sind sie dann nicht nur auf Keramikerzeugnissen unterschiedlicher Stilrichtungen häufig zu sehen, sondern scheinen geografisch allgemein in Griechenland und der Magna Graecia verbreitet gewesen zu sein. Dieser Teller ist in Kleinasien entstanden und ist dem klazomenischen Stil zuzuordnen. (AVS)

Götterversammlung und Troilossage (Hydria)

Das Hauptbild zeigt eine Götterversammlung, in deren Mitte Apollon mit seiner Kithara steht. Artemis und Hermes sind ihm zugewandt. Hinter Apollon stehen eine nicht weiter charakterisierte Göttin sowie Poseidon mit seinem Dreizack. Aufgrund von Poseidons Anwesenheit wird diese Szene auf der Insel Delos verortet. Das Schulterbild bezieht sich auf eine Erzählung des Trojanischen Sagenkreises, die aber zeitlich vor den in der Ilias geschilderten Ereignissen liegt. Polyxena will an einem Brunnen vor den Stadtmauern Trojas Wasser holen. Troilos, ihr Bruder und jüngster Sohn des Priamos, begleitet sie, um seine beiden Pferde zu tränken. Achilleus, der beiden auflauert, verfolgt schließlich den Troilos bis zum Heiligtum des Apollon und tötet diesen dort. Polyxena jedoch kann fliehen. Die zerbrochene Hydria unter Troilos‘ Pferd nimmt Bezug auf den Überfall am Brunnen. - Die Hydria zählt zu den Spätwerken des Antimenes-Malers. (AVS)

Hochzeitskessel (Lebes gamikos )

Besondere Duftnoten spielen bei der Hochzeit und den ihr verbundenen erotischen Facetten eine wichtige Rolle. Dazu kann hier stellvertretend ein Gefäß in den Mittelpunkt gerückt werden, die lebes gamikos, das charakteristische Hochzeitsgefäß, das der Braut zum Geschenk gemacht wurde. In der Regel enthielt es das Wasser für das Brautbad, welches Bestandteil des Hochzeitsrituals war. Düfte, Aromen, Parfüms und Gewürze prägten das griechische Hochzeitsgeschehen. Denn eine verführerisch riechende Braut hatte unwiderstehliche Anziehungskraft. Braut und Bräutigam schmückten sich mit Kränzen aus Myrte, deren Duft als Symbol von Reinheit, Schönheit und Liebe galt. (AVS)

Hochzeitsszene

Innenbild: Figuren (v.l.n.r.). Stehende Frau, rechten Fuß hochgesetzt; rechts von ihr sitzende Frau auf Felsen. Stehender junger, nackter Mann an Luterion gelehnt. Das Innenbild der Schale zeigt eine Hochzeitsszene.

Mädchen beim Ballspiel

Ein junges Mädchen mit Scheitelknoten in gegürtetem Chiton beugt sich im Ballspiel nach vorn; an jedem Handgelenk trägt sie einen Armreif. Mit einem Netzt oder Tuch, das sie mit beiden Händen hält, fängt sie einen Ball auf. Rechts von ihr eine Spiralranke. Die Standleiste bildet ein ionisches Kyma. Aus der Tatsache, dass die Frau nur einen Chiton und keinen weiteren Mantel (himation) trägt, kann mit großer Sicherheit auf die Darstellung eines nicht in der Öffentlichkeit stattfindenden, privaten Geschehens geschlossen werden. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Aryballos mit Tierdekor (Salbgefäß)

Frühkorinthischer Aryballos mit Tierdekor. Vertiefung in Unterseite, einfasst durch Punktkreis. Auf der Vorderseite des Gefäßkörpers eine Gans nach rechts zwischen antithetisch angeordneten Löwen. Als Füllmuster Klecksrosetten. Mündungsteller mit Punktreihe. Henkel mit horizontalen Streifen. Behältnisse, die Öl, Duftstoffe oder Salben enthielten, konnten unterschiedliche Formen haben. Zu den klassischen Formen, die wegen einer engen Mündungsöffnung lediglich das tropfenweise Ausgießen ihres wertvollen Inhalts zuließen, gehörten beispielsweise kugelige Aryballoi mit einem breiten flachen Mündungsteller. Der Aryballos gehört zum sogenannten Palästra-Besteck. Dieses Set bestand neben dem Salbgefäß, das das Körperöl enthielt, aus einem Schabeisen (strigilis) zum Reinigen der Haut und einem Schwamm für die feuchte Reinigung. Die benötigten Gegenstände trug der Sportler in der Regel an einem Lederriemen am Handgelenk. (AVS) Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel

Helios in der Quadriga

Diese einfache Lekythos zeigt eine Quadriga (Viergespann) in Vorderansicht. Über dem Helm des Wagenlenkers erscheint die Sonnenscheibe, die ihn eindeutig als Sonnengott identifiziert. Die Besonderheit dieses Vasenbildes liegt in der Darstellung des Helios mit vollständig sichtbarem Viergespann in Vorderansicht. Dieses ist sonst auf griechischen Vasen nicht bekannt. Helios zählt mit seinen Schwestern Selene (Mondgöttin) und Eos (Göttin der Morgenröte) zu den kosmischen Göttern, die den Lauf des Tages und der Nacht beschreiben. Im Gegensatz zum römischen Pendant Sol, der allerdings auch erst in der römischen Kaiserzeit eine größere Bedeutung im Kontext des Herrscherkultes erlangte, spielte Helios im öffentlichen Kultgeschehen der Griechen keine Rolle. Sein Kult blieb stets Privatsache. (AVS) Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel

Götterversammlung

Die Deutung der Szenen auf dieser Bauchamphora ist nicht ganz einfach. Betrachtet man beide Seiten in einem Kontext, so könnte es sich bei der Darstellung der insgesamt neun Figuren (fünf auf der A-Seite, vier auf der B-Seite) um Unterweltsgottheiten handeln. Dafür würde der Gegenstand sprechen, den die weibliche sitzende Figur in den Händen hält, nämlich einen Granatapfel. Dieser wurde im antiken Griechenland den Gottheiten der Unterwelt, Hades und Persephone, zugeschrieben. Die Sitzende trägt einen Polos, die Götterkrone; diese charakterisiert sie damit als Göttin. Rechts und links umrahmen zwei Frauen die Göttin, die ihr offensichtlich jeweils einen Kranz überreichen möchten. Ob es sich hierbei um den Akt einer Auszeichnung oder Ehrung handelt, wofür Kränze u.a. verwendet wurden, muss offen bleiben. Die Bauchamphora kann keinem bekannten Maler zugeschrieben werden. Allerdings weisen manche Details, wie Zeichnung auf die Werke des Malers von Louvre F6 aus dem Kreis um den Vasenmaler Lydos. Die Buchstaben der Inschrift auf der Fußunterseite der Amphora sind ionisch; sie sind linksläufig zu lesen: ΛΗ. (AVS)

Dionysos mit Gefolge

Innenbild: Dionysos mit Mänade und Satyr. - A-Seite: Nackter Eros in Dreivieransicht auf Felsen sitzend. - B-Seite: Frau in Dreiviertelansicht auf einem Felsen sitzend.

Dionysischer Zug

A: Eine Mänade in Chiton und Mantel, den sie über ihrer rechten Schulter lüpft, steht hinter einem Maulesel und wendet sich nach links zurück einem nach sich umblickenden Satyrn zu; ihr langes Haar ist in den Kranz hochgenommen. Rechts geht ein zweiter Satyr, der sich umwendet und in das Zaumzeug des Mausesels greift. Im Bildfeld Zweige. - B: Eine nach links eilende Mänade, bekleidet und frisiert wie auf A, blickt sich um, eine Krotale in der linken Hand. Von links kommt ein Satyr auf sie zu. Nach rechts geht zurückblickender Satyr davon. Zweige im Bildfeld. Zur Gruppe der Light make Class gehörend.

Athena und Nike (Lekythos)

Unter- und Außenseite des Fußes tongrundig mit rötlicher Engobe. An der oberen Kante umlaufende Kerbe. Fußoberseite schwarz. Zwischen Fuß und Gefäßkörper kleiner Wulstring unten von Ritzlinie begrenzt. Rechtläufiger Mäander zwischen Firnislinien als Standleiste und oberer Abschluss des Bildes. Auf der Schulter Lotos-Palmetten-Ornament, am Halsabsatz ionisches Kyma. Hals, Henkel, die abgesetzte Mündung außen und innen gefirnisst. Mündungsoberseite tongrundig. Bild: Athena steht in Vorderansicht, den Kopf zur Seite gewendet, im übergegürteten Peplos, die rechte Hand eingestützt, in der linken die Lanze. Auf dem Kopf trägt sie den attischen Helm, dessen Wangenklappen hochgeklappt sind und dessen Helmbusch den Mäander oben überschneidet. Neben ihr lehnt der Schild mit einem Lorbeerkranz als Emblem und Ziernägeln. Links steht Nike ebenfalls im übergegürteten Peplos (Gürtel und Schlaufen in verdünntem Firnis) und reicht Athena einen Kranz. Im Haar trägt sie ein Diadem, im Ohr einen Scheibenohrring. (S. Grinat)

Aryballos mit Vierblattmotiv (Salbgefäß)

Korinth war zwischen 750 und 550 v. Chr. führend in der Herstellung von Keramik. Diese wurde durch Handel in alle Gebiete der antiken Welt exportiert. Zu den Exportschlagern gehörten die runden Aryballoi. Sie gehören zu den am häufigsten produzierten Formen aus den Werkstätten Korinths, wie dieses Salbgefäß mit dem breiten unterkehlten, leicht nach vorn geneigten Mündungsteller. (AVS) Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel

Schmückung einer Grabstele (Lekythos)

Weißgrundige Lekythen zeugen von der Bedeutung des Öles im Bestattungsritual. Feines Öl war ein teurer Luxusartikel, und daher handelt es sich bei diesen Gefäßen manchmal um 'Mogelpackungen', die im Innern häufig kleine Scheinkammern besaßen. So konnte die Ölspende an die Toten auf ein erträgliches und finanzierbares Maß reduziert werden. Lekythen dieses Typs waren Grabbeigaben und spielten eine wichtige Rolle im griechischen Toten- und Begräbnisritual. Die Vasenbilder zeigen Trauernde, welche Öl zur Totenspende an das Grabmal bringen oder dort Kulthandlungen vollziehen. Diese Lekythos zeigt zwei Frauen an einer Grabstele und schmücken diese mit bunten Bändern. (AVS)

Hochzeitszug und Komos (Thyrrhenische Amphora)

Konischer Fuß, konvexer Gefäßboden. Schmale Rille zwischen Fuß und Gefäßboden. Leicht hochgezogene, senkrechte Doppelstabhenkel, am unteren Ansatz flachgedrückt. Gefäßunterseite und Henkelinnenseite tongrundig. Oberseite des Fußes gefirnisst, am unteren Rand rot gesäumt; ebenfalls gefirnisst sind Henkelaußenseiten, eineschamle umlaufende Zone um die unteren Ansätze, Lippe sowie Halsinnenseite. Gefäßansatz mit Kranz feiner Strahlen, darüber, über einfacher Umlauflinie und durch eine weitere einfache Umlauflinie voneinander getrennt, zwei Tierfriese. Darüber Lotus-Palmettenfries. Figürliche Darstellungen auf Schulter. A-Seite: Hochzeitszug. Gespann (Quadriga). Im Wagen Mann und Frau. Hinter den Pferden einzelner Mann nach rechts und drei Frauen. Dem Gespann voraus ein Mann und zwei Frauen. - B-Seite: Komos nach rechts. Sieben Personen (fünf Männer, zwei Frauen). Zwischen den Personen Pseudo-Inschriften.

Sog. Nikosthenische Amphora (Bandhenkelamphora)

Der attische Töpfer Nikosthenes betrieb zwischen 545 und 510 v. Chr. eine Werkstatt in Athen. Er ist dafür bekannt, dass er seine Erzeugnisse signierte: ΝΙΚΟΣΤΗΕΝΕΣ ΕΠΟΙΕΣΕΝ (Nikosthenes epoíesen). Diese Bandhenkelamphora gehört zu der bedeutenden Gruppe von Amphoren aus seiner Werkstatt, die sich in der Form an etruskischen Amphoren der Bucchero-Technik orientiert. Der Reflex auf das Formenspektrum etruskischer Gefäßkeramik ist damit zu erklären, dass Nikosthenes hauptsächlich für den Export nach Etrurien, vor allem Caere und Vulci, produzierte. (AVS)

Kanne mit Deckel, sog. Platschkanne

Im Juli 1986 bot Prof. Dr. Hannfrit Putzer, Honorarprofessor für Geologie an der Universität Hannover, diese Kanne dem Kestner-Museum an. Er erklärte, er habe sie bei einem Aushub deutscher Pioniere für ein Schiffsgeschütz 1943 am Südende des Kanals von Korinth an Steilküste zum Saronischen Golf „geborgen“. Was er jedoch verschwieg, war seine eigene Rolle als Wehrgeologe, Kriegsverwaltungsrat und SS-Obersturmführer im Armeeoberkommando der deutschen Besatzungsmacht in Griechenland. Zwischen Mai und November 1943 machte er geologische Untersuchungen und Bohrungen auf der Peloponnes, in Attika und auf den Inseln Ägina, Kythera, Zakynthos und Kephalonia. Insofern stellt sich die Frage, ob er die Kanne nicht eher bei seinen eigenen Bohrungen fand. In jedem Fall fuhr er vom 20. bis 30. November 1943 nach Ägina und ließ sich die Kanne dort von dem deutschen Archäologen Gabriel Welter datieren und begutachten. Im dem sich direkt anschließenden Fronturlaub nahm er sie nach Deutschland mit. Diese Beschlagnahmung griechischen Kulturguts ist ein Verstoß gegen die Haager Landkriegsordnung. Deshalb beschloss der Rat der Landeshauptstadt Hannover auf Grundlage dieser Forschungsergebnisse, die antike Kanne an die rechtmäßige Eigentümerin, die Hellenische Republik, zu restituieren. Nach 81 Jahren der unrechtmäßigen Aneignung fand die feierliche Rückgabe am 8. April 2024 im Museum in Anwesenheit des griechischen Generalkonsuls statt. (J. Schwartz)

[Stand der Information: ]