Mitte der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde der Goldschmied Reinhold Vasters, der seit 1853 als Restaurator am Münsterschatz in Aachen arbeitete, mit der Restaurierung einer originalen Mantelschließe beauftragt. Das Original dieser Chormantelschließe befindet sich noch heute im Aachener Münsterschatz. Sie wird dem Künstler Hans von Reutlingen zugeschrieben und datiert in die Zeit um 1500. Vasters war in den 1860er bis 1870er Jahren aktiv und hatte, wie man heute durch langwierige Forschung weiß, nicht nur nach eigenem Entwurf Schmuck und kirchliches Gerät produziert, sondern auch Kopien historischer Stücke angefertigt.
Im Zuge dieser Restaurierung wurden gleich mehrere Kopien des Stückes angefertigt, die kurze Zeit später auf dem Kunstmarkt oder in Sammlungen als "Objekt mittelalterlicher Goldschmiedekunst" auftauchten.
Die Chormantelschließe mit der Darstellung der thronenden Madonna mit Kind, umgeben von einem knienden Donator und zwei stehenden Aposteln, wurde schon bei der Übernahme der Sammlung Culemann 1887 als Fälschung erkannt und kurze Zeit später zusammen mit anderen Fälschungen ausgestellt. Ein an der Rückseite angebrachter Tremolierstrich, der lange Zeit (noch im 19. Jahrhundert) als Garantie für die Echtheit eines Gegenstandes galt, zeigt, dass das Objekt in fälschlicher Absicht hiermit versehen wurde. Der Tremolierstrich ist eine zickzack eingegrabene Linie mit der üblicherweise eine Materialprobe entnommen wurde, um den Feingehalt bei Gold- und Silberarbeiten zu bestimmen.
Ein Gutes aber hat diese Fälschung: Da das Original durch verschiedene Restaurierungen sehr in Mitleidenschaft gezogen und die Darstellung stark verändert wurde, lassen sich mit Hilfe der "Kopie", die in betrügerischer Absicht hergestellt wurde, am Original Details rekonstruieren. (CC)
Ehem. Sammlung Friedrich Culemann, Hannover