Hoher, vierrädriger Wagen. Der Wagenkasten besteht aus einem geschwungenen Gestell aus Latten und Holmen. Zwischen die Holme sind drei Sitzbänke gehängt. Der Wagenkasten ist ausgekleidet durch Korbgeflecht. Am Heck wird der Kasten abgeschlossen durch ein geschnitztes, mehrfarbig gefasstes Heckbrett. Es zeigt in der Mitte einen bekrönten Lorbeerkranz, der von zwei Engeln gehalten wird. Darin die Initialen "T.LT / MG.LT / 1831"...Der Wagen stammt aus den Vierlanden bei Hamburg. Diese Fahrzeuge sind in Norddeutschland weit verbreitet gewesen. Man nannte sie auch „Karkenwaagen“ (niederdeutsch für Kirchenwagen) oder „Engelwagen“, nach der Verzierung am Heck. ..Der Besitz eines repräsentativen Stuhlwagens, mit dem die Familie zur Kirche, zu Hochzeiten, Taufen etc. fuhr, war den wohlhabenden Hufnern vorbehalten. Auch in den Vierlanden, in denen durch Gemüseanbau und die Vermarktung in Hamburg Wohlstand herrschte, war der Besitz eines Kirchenwagens beschränkt. So gab es neben dem Kostenfaktor überlieferte Regeln, die der sozialen Distinktion dienten. Kätner besaßen keine Stuhlwagen und gingen selbst zur Hochzeit den Weg zur Kirche immer zu Fuß. Diese soziale Unterscheidung spiegelt sich auch im Brauchtum um die Bestattung. Nach Finder wurde der Sarg eines Hufners bis Mitte der 1880er Jahre vierspännig mit dem eigenen Kirchenwagen zum Kirchhof gefahren, für Kätner stellte der nächstwohnende Bauer seinen Wagen zur Verfügung, aber nur mit zwei Pferden. ..[AF]