Die Werbepostkarte für die „Aegidien Schänke“ zeigt den Eingangsbereich an der Marienstraße 3 am Abend. Die Leuchtkästen an den Fenstern werben für Gilde-Bräu und Lindener Pilsener. Es scheint sich also um eine Kneipe zu handeln, bei der wahrscheinlich das Feierabendbier im Vordergrund stand und einfache Gerichte gereicht wurden, denn andere Spezialitäten werden darüber hinaus nicht angepriesen. Auch die Rückseite der Karte verrät nicht mehr über das Speisenangebot. Darüber hinaus ist diese Art der Werbung mittels einer Abendaufnahme ein Zeichen dafür, dass der Abend die Hauptgeschäftszeit der Gaststätte gewesen sein wird – den Tag ausklingen lassen bei ein paar Bierchen unter Freunden...Über der Eingangstür lesen wir in Fraktur den Namen des Inhabers, Adolf Burmeister, und darüber im Leuchtkasten den Namen der Gaststätte. Die große Schenkkanne am Ausleger vor dem Leuchtkasten deutet darauf, dass der Wirt Traditionsbewusstsein ausdrücken wollte. Ein Blick in die Gasträume bleibt uns verwehrt, an den Fenstern hängen zugezogene Vorhänge. ..Beim genauen Betrachten fällt auf: es hängt ein Kranz unter dem Ausleger. Was hat es damit auf sich? Soll das ein Adventskranz sein und die Aufnahme entstand zur Weihnachtszeit? Oder ist es ein Schmuck, den man zur Neueröffnung aufgehängt hat? Eine genaue Beantwortung dieser Frage bleibt offen...Der Gastwirt Adolf Burmeister hatte die Gaststätte von 1935 bis zur Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg betrieben. Zuvor waren hier viele Gastronomen seit 1911 Pächter des Lokals im Erdgeschoss: Thiele, Wodrig und Hampe findet man in den Adressbüchern zu lesen. Alle Gastwirte wohnten zudem in einer Wohnung direkt über dem Lokal...Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude neu errichtet, aber diesmal ohne Gaststätte: ab 1951 befanden in dem Geschäftsneubau Feinkost am Aegi, Gefri-Moden, Felix Hacker Buch- und Zeitschriftenhandlung, Lesezirkel Union Felix Hacker, Schubert Süßwaren und Lühr Polsterwaren.