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Museum August Kestner Geschnittene Steine

Geschnittene Steine

Die rund 2.000 Exemplare der der Gemmensammlung gehen auf August Kestner zurück.

[ 82 Objekte ]

Skorpion (magische Gemme)

Während Römischen Kaiserzeit im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr., wahrscheinlich vom ägyptischen Alexandria aus, verbreitete sich eine besondere Gruppe vertieft geschnittener (Halbedel-)Steine. Sie werden wegen ihrer Bilder und ihrer Funktion als 'magische' Gemmen bezeichnet und ihrem Amulettcharakter entsprechend in einem Beutelchen um den Hals oder in den Gewandsaum eingenäht am Körper getragen. Untrügliches Zeichen der Verwendung als Amulett ist ihre positiv in den Stein eingeschnittene Bild- und/oder Textfläche. Diese Steine sollten ihrem Träger Macht über Menschen und Dämonen verleihen, ihn vor Unheil schützen und Krankheiten heilen. Die dabei verwendeten magisch wirksamen Motive waren oft ägyptischen Ursprungs, während die häufig auf diesen Gemmen zu findenden Inschriften in Griechisch geschrieben wurden, was als Sprache der Magie galt. Der Skorpion war so ein wirksames Motiv. Er gehörte zu den zwölf Tierkreiszeichen (Zodia), die auch im medizinisch-magischen Bereich eine wichtige Rolle spielten. Denn diesen Zodia waren ihrer kosmischen Anordnung entsprechend auch Gliedmaßen und Organe des menschlichen Körpers zugeordnet. Auf diese sollten sie besonders wirken und das Wohlbefinden stärken, wie der Skorpion im Bereich der Geschlechtsorgane, besonders bei sexuellen Störungen. Er konnte aber auch, ganz einfach nur als Abwehrmittel gegen Skorpionstiche verwendet werden. Typisch für das Tierkreiszeichen Skorpion auf magischen Gemmen war die Verwendung von gelblichen Steinen, meist Jaspis. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Hekate (magische Gemme)

Hekate, die für die magischen Gemmen von Bedeutung ist, wird in dieser Objektgattung in der Regel im dreigestaltigen Typus wiedergegeben. Der rote Jaspis der Hekate-Gemme fand insbesondere bei der Behandlung von Blutungen oder Frauenleiden – hier steht die an Blut erinnernde Farbe im Vordergrund – Verwendung. Die Gesteinsart unterstreicht Hekates Wesen als Mondgöttin. In dieser Funktion war sie als Schutzgottheit für die Belange der Frauen (Menstruation, Schwangerschaft, Geburt) zuständig. Auch der kosmologische Aspekt der Mondphasen, der in Relation zum weiblichen Zyklus gesetzt werden kann, wird durch die Kombination von Gesteinsart und Wirkungsbereich unterstrichen. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Leda und der Schwan (Gemme)

Leda, nackt, lagert im Profil auf ihrem Gewand am Boden, den aufgerichteten Körper mit dem Arm nach hinten an einem Felsen (?) abstützend. Mit der vorgestreckten Hand umfasst sie den Hals des Schwans, der mit gespreizten Flügen zwischen ihren Oberschenkeln steht. Ihr Haar ist seitlich eingerollt, Nackenknoten. Grundlinie. Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Geburt der Helena (Gemme)

In einigen Erzählversionen schlüpft nur Helena aus dem Ei. Die Darstellung auf dieser Gemmen scheint sich darauf zu beziehen. Es handelt sich offenbar um die Kyprien-Version, nach der Nemesis - durch Zeus schwanger - das Ei in den Sümpfen von Rhamnous niederlegte. Dort fand Leda es und brütete das Ei auf einem Aschealtar aus. Ein vergleichbares Motiv findet sich auf einem Wandgemälde der Aula Isiaca auf dem Palatin in Rom. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Leda und der Schwan (Gemme)

Zu den zahlreichen Liebschaften des Zeus gehörte auch Leda, Frau des Königs Tyndareos von Sparta. In Gestalt eines Schwans schwängerte er sie. Leda gebiert zwei Eier und insgesamt vier Kinder. Dem ersten Ei, von Zeus abstammend, entschlüpfen Helena und Polydeukes (Pollux); von Tyndareos, mit dem Leda in der gleichen Nacht Verkehr hatte, stammen aus dem zweiten Ei Klytaimnestra und Kastor. Die Annäherung Zeus' an Leda zeigt dieses Gemmenbild. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Drei Männer an einem Kessel (Gemme in Fassung)

Ungewöhne Darstellung einer 'Alltagsarbeit' auf Gemmen. - Drei Männer um einen Kessel beim Schweinebrühen. Zwei große Steine unter dem Kessel kennzeichnen die Herdstelle. Die Männer sind im Profil dargestellt, die beiden einander gegenüberstehenden in Art von Landleuten nur mit einem Lendenschurz bekleidet. Einer bückt sich nieder, um einen Holzscheit unter den Kessel zu legen, auf dessen Rand er seine andere Hand gelegt hat. Der Mann ihm gegenüber ist bärtig und kahlköpfig. Er hält das Schwein, dessen Vorderteil über den Kessel hinausragt, an den Ohren und säubert den Rücken (mit einem Messer?). Im Hintergrund neben dem Gebückten wird der Körper des dritten Mannes sichtbar, der mit einer Hand das Schwein festhält, während er aus einer Kanne Wasser über das Tier gießt. Der dritte ist mit einem Fell (?) bekleidet und scheint auch wegen der Hörnchen (und Spitzohren) ein Satyr zu sein. Grundlinie. Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Herakles verwüstet den Weinberg des Syleus (Gemme)

Während seiner Zeit in Diensten der Lyderkönigin Omphale wird Herakles vom Tyrannen in Aulis, Syleus, gezwungen, dessen Weinberge umzugraben. So erging es bisher allen Fremden, die vorbeikamen. Nicht nur dass sie zur Arbeit gezwungen wurden, nach Erledigung der Aufgabe tötete sie Syleus. Doch Herakles macht dem Treiben ein Ende. Er straft seinerseits den Syleus, indem er die Weinstöcke samt Wurzelwerk aus dem Boden reißt und anschließend Syleus und dessen Tochter Xenodoke erschlägt. Diese Episode aus dem Leben des Herakles überliefert die umfangreiche Zusammenstellung antiker Mythen 'Bibliotheke' Apollodors (2,132). (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Tit-Amulett des Awetes

Das Amulett-Wesen der Ägypter ist bemerkenswert vielfältig. Das liegt in dem Umstand begründet, dass die Ägypter ihre Toten mumifizieren ließen und die Mumien mit besonderem Schutz umgeben wollten. Aus diesem Grund wurden in die Leinenbandagen eine Reihe von Unheil abwehrenden Gegenständen mit eingenäht. Neben dem Skarabäus-Käfer, der die tägliche Regenration des Verstorbenen und seine Teilnahme am kosmischen Weltgeschehen symbolisiert, waren Amulette in Form des Djed-Pfeilers und des Tit-Knotens besonders beliebt, denn das erstgenannte repräsentiert den Totengott Osiris und das andere dessen Schwester-Gemahlin Isis. Laut des ägyptischen Totenbuches, Spruch 156, sollte ein Tit-Amulett aus Rotem Jaspis gefertigt und an den Hals des Verstorbenen zu legen sein. Dann sollten darüber folgende Worte rezitiert werden: “Dein Blut gehört Dir, Isis; Deine Zauberkraft gehört Dir, Isis. Das Amulett ist der Schutz dieses Großen (d.h. des Verstorbenen) und behütet ihn vor demjenigen, der Verbrechen an ihm begehen will.” Um die Schutzwirkung zu personalisieren ist dem Amulett in Hieroglyphen “Der Osiris (d.h. der Verstorbene) Awetes, möge er wahr an Stimme (d.h. gerechtfertigt) sein” aufgeschrieben. (CEL)

Homer (Gemme in Ringfassung)

Homer, dessen Lebenszeit um 800 v. Chr. angeommen wird, gilt mit seinen großen epischen Dichtungen, der Ilias und der Odyssee, als Begründer der europäischen Literaturgeschichte. Doch ist heute noch immer fraglich, ob es tatsächlich eine historische Person dieses Namens gegeben hat. Ebenso wird von der Forschung angenommen, dass die beiden Epen nicht von ein- und demselben Dichter geschaffen wurden. Doch die in Ilias und Odyssee tradierten Erzählungen waren in der Antike so präsent, dass dem 'Autor' Homer eine große Verehrung zuteil wurde, und die Menschen sich - im wahrsten Sinne des Wortes - ein Bild von ihm machten. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. sind als Homer bezeichnete Porträts bekannt. Sie zeigen typisierte Darstellungen eines Dichters mit Haarbinde und geschlossenen Augen. Als fiktive Bildnisse sind sie Ausdruck der jeweiligen Vorstellungen vom Ausehen und des Stiles ihrer Entstehungszeit. Das Vorbild zu diesem Homer-Porträt ist in der Büste des sog. Hellenistischen Blinden-Typus zu suchen. Der Hauptvertreter dieses Bildnis-Typs ist die Büste aus der Sammlung Farnese in Neapel. Hierbei handelt es sich um eine römische Kopie des 2. Jahrhunderts n. Chr. nach einem Original des Späthellenismus aus der Zeit des 2. Jahrhunderts v. Chr. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Gute Freundschaft (Kameo mit Inschrift)

Dieser kleine Kameo war vermutlich für die Einfassung in einen Ring gedacht. Seine Inschrift verweist auf seinen Zweck, einer innigen Freundschaft zu gedenken. August Kestner und Johann Wolfgang von Goethe standen sich nicht nur aus familiär-freundschaftlichen Gründen nahe, sie teilten auch als Sammler und Forscher gemeinsame Interessen und waren darüber im Gespräch bzw. Briefkontakt. So tauschten beide untereinander Abdrücke von Gemmen und Kameen aus ihren Sammlungen aus. Der Abdruck dieses Kameos befindet sich in der sog. Kestner-Daktyliothek aus Goethes Besitz (Weimar, Goethe Nationalmuseum; Dakt. Goethe/Kestner Nr. 73). (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Elefant (Gemme)

Der römische geschnittene Schmuckstein bildet einen afrikanischen Elefanten ab. Die Römer kannten die Tiere vor allem als Kriegselefanten, sahen sie aber auch bei Tierhetzen in den Amphitheatern. (SV)

Apollon Kitharoidos (Skaraboid)

Die Darstellung des Apollon Kitharoidos ist als glyptische Wiederholung der Statue des Apollon Patroos aus dessen Tempel an der Westseite der Athener Agora anzusehen. Sie ist ein Werk des Bildhauers Euphranor. Der statuarische Typus unterscheidet sich von der Gemmendarstellung durch einen langen, hochgegürteten Peplos-Überfall, der bis zu den Oberschenkeln reicht. Die plastischen Werke sind sämtlich im Gegensinn zum Gemmenbild gearbeitet, was auf den Siegelcharakter des Skarabäoids schließen lässt. Der Kopf ist in der statuarischen Reihe nur bei der späten Kopie im Vatikan erhalten, wohl nicht in der ursprünglichen Fassung. (AVS)

Mittelminoische Gemme in lentoider Form

‚Talismanisches’ Motiv mit einem Stierschädel (Bukranion) und flankierenden ‚Tannenzweigen’. Ehem. Sammlung Anastasios Rhousopoulos, Athen

Frühminoische Gemme mit der Darstellung eines Schiffs

Knopf mit giebelförmiger Rückseite, durchbohrt. - Rs: Unklare Darstellung ausgezackten Elementen (Schiff?). - FM III (2200 - 2000 v. Chr.). Ehem. Sammlung Anastasios Rhousopoulos, Athen

Gemme mit 'oktopusartigem talismanischem' Motiv

Nicht genau bestimmbares 'talismanisches' Motiv, das an einen Oktopus erinnert. Dieser Deutung stehen aber die Strichgruppen zwischen den Lunetten gegenüber. - SM I A (1700-1600 v. Chr.). Ehem. Sammlung Karl Purgold, Gotha

Gemme mit Darstellung eine talismanischen Motivs

Gemme in lentoider Form mit Darstellung eines talismanischen Motivs. - Vierblatt mit Mittelpunkt und umlaufender Konturlinie in einem Rahmen aus kurzen, dicht aneinander angeordneten Strichen. - Spätminoisch II B-C, 1350 – 1050 v. Chr.

Gemme in lentoider Form mit Darstellung einer Ziege

Lentoid, durchbohrt. - Über einer Bodenlinie eine Ziege nach rechts. Hinterteil und Kopf sind durch kombinierte Punkt- und Zylinderbohrung angegeben, die Hörner in eigenartiger Weise durch zwei Lunetten. - Spätminoisch I A, 1700 – 1600 v. Chr.

Tyche von Antiochia

Die auf einem Felsen sitzende und in Dreiviertelansicht dargestellte weibliche Figur ist durch die Mauerkrone als Tyche (Stadtgöttin) gekennzeichnet. Über dem Chiton trägt sie den vom Kopf herabfallenden Mantel, der den Oberkörper freigibt. Mit der zurückgenommenen Hand stützt sie sich auf den Felsen, in der vorgestreckten hält sie vermutlich ein Attribut nach unten. Beischrift vor und hinter dem Oberkörper der Göttin: BEN - IC (neg.). Unterer Teil der Darstellung nicht erhalten. Die Darstellung auf der Gemme gibt vermutlich die sog. Tyche von Antiochia wieder, die von dem aus Sikyon stammenden Bildhauer Eutychides um 300 v. Chr. geschaffen wurde. Sie gilt als die bekannteste Darstellung einer Stadtgöttin, an der sich viele weitere orientierten. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Gottheit, Heldenkampf und Löwenmensch (Siegelzylinder)

Auf einem Hocker sitzt eine männliche Gotheit. Zu ihr schreiten drei Figuren in langen Gewändern und mit angewinkeltem Arm. Der andere Arm ist herabgeführt, in den Händen halten sie jeweils ein Objekt. Zwischen den Figuren befinden sich Astralsymbole.

Heldenkampf und Löwenmensch (Siegelzylinder)

Dargestellt ist ein Held, der die Löwen bezwingt und siegreich ist. Ein weiterer Held unterliegt, in dem er von den Stiermenschen überwunden wird. Mit dem Helden ist Ningizzada, der Genius der Sonne gemeint. Die Szene deutet auf den Kampf zwischen Licht und Finsternis im Ablauf des Jahres hin. Ningizzida ist der sumerische Unterweltsgott, den Gilgamesch in der Unterwelt trifft. Er ist Heilgott und die Schutzgottheit des Königs Gudea von Lagash. Er ist der Sohn von Ninazu und An. Sein Symbol ist die gehörnte Schlange, sein Sternbild ist Hydra. (AVS)

Fingerring mit Porträtstein

Die neopersische Glyptik entstand nach Gründung des Sassanidenreiches 224 n. Chr. Wie die gesamte Kunst der sassanidischen Kultur, die sich aus graeco-persischen Traditionen und römischem Einfluss speist, gestaltet sich auch die Steinschneidekunst. Typisch für die neopersische Glyptik ist das verstärkte Auftreten von Porträts, die sich am orientalischen Herrscherbild orientieren. Spielte das Porträt in der Steinschneidekunst im Graeco-Persischen eher eine untergeordnete Rolle, gewinnt es von römischen Traditionen inspiriert in sassanidischer Zeit zunehmend an Bedeutung. (AVS)

Drei Kaiser (Gemme)

Das Jahr 238 n. Chr. wird als Sechskaiserjahr bezeichnet. Es markiert wegen der bürgerkriegsartigen Ereignisse eine der schwersten Phasen in der Geschichte der römischen Kaiserzeit und weist auf das Ende des von Kaiser Augustus begründeteten Prinzipats. 238 waren teils mit-, teils nacheinander sechs Kaiser für die Geschicke Roms verantwortlich. Alle sechs Männer waren vom Senat anerkannt: Maximinus Thrax, Gordian I., Gordian II., Pupienus, Balbinus und Gordian III. Diese nachantike Gemme zeigt die Büsten der Kaiser Balbinus und Pupienus, einander gegenüber, beide mit Lorbeerkranz und Mantel. Im Hintergrund neben Balbinus der junge Gordianus III. Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Torquato Tasso (Gemme)

Porträt des italienischen Dichters Torquato Tasso (1544 - 1595) nach rechts. Im Feld links hinter dem Nacken Signatur MARCHANT. Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Torquato Tasso (Gemme)

Porträt des italienischen Dichters Torquato Tasso (1544 - 1595) nach rechts. Im Feld links hinter dem Nacken Signatur MARCHANT. Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

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