Inv.-Nr.: VO 3
Der Kommandostab ist aus zwölf verschiedenfarbigen Achatsegmenten zusammengesetzt, die jeweils durch eine dünne Messingscheibe voneinander getrennt sind. Den Abschluss nach unten bildet ein weiteres, etwas breiteres Segment, das in einem kugeligen Knauf ausläuft und quer durchbohrt ist. Der aufgesetzte Kopf ist in acht breite Rippen gegliedert und verjüngt sich zum Stab hin in zwei Stufen. Den oberen Abschluss bildet ein kugeliger kirschgroßer Karneol, der nach oben hin etwas spitz zuläuft. Kommandostäbe in der hier vorgestellten Form gingen ursprünglich auf einfache Keulen oder Streitkolben mit kugelförmigem Kopf (topuz) zurück, die sich zu einem Zeichen höchsten militärischen Rangs entwickelt hatten und aus kostbaren Materialien, auch Halbedelsteinen wie Bergkristall und Jade, gefertigt bzw. aufwändig damit geschmückt sein konnten. In dieser Funktion wurden sie als pusican oder buzogan bezeichnet und schließlich auch in Osteuropa, wie z. B. Ungarn und Polen, übernommen. Im Zuge der Türkenmode kam es in Teilen Europas zur Herstellung von Waffen im orientalischen Stil, um diese beispielsweise bei der Inszenierung türkischer Turniere, Umzüge und ähnlichem zu verwenden, wofür sie meistens besonders prunkvoll gestaltet waren. Kommandostäbe aus Halbedelsteinen oder kostbaren Metallen und Edelsteinen lehnten sich dabei nicht nur in der Form, sondern auch in ihrer Bedeutung an die türkischen Vorbilder an. Daneben war auch eine Kombination von türkischer Form mit europäischen Dekorationselementen möglich. Bei dem vorliegenden Kommandostab sind Anlass und Ort der Herstellung nicht zu bestimmen. Große Ähnlichkeit weist er mit einem Kommandostab aus Dresden auf, der im Auftrag des Kurfürsten August von Sachsen Anfang des 17. Jahrhunderts aus sächsischen Schmucksteinen hergestellt worden war (Kat. Dresden 1995, Kat. Nr. 124). Arbeiten aus Achat finden sich beispielsweise auch im polnischen Luxushandwerk in der Form von Säbelgriffen, die ebenfalls auf orientalische Formen zurückgehen. (Schmitz, Claudia: Ethnographica in Braunschweig, hrsg. von Regine Marth (Sammlungskataloge des Herzog Anton Ulrich-Museums, Braunschweig; Bd. 19), Dresden 2016, S. 315, Kat. Nr. 455)