Bei diesem Instrument handelt es sich weder um eine Flöte und noch um ein Einzelinstrument. Der Doppelaulos (αὐλός = „Röhre“) ist ein im archäologischen Denkmälerbestand äußerst selten erhaltenes, sonst nur aus der bildlichen Darstellung bekanntes Exemplar eines antiken Musikinstrumentes.
Es gehört zur Familie der Rohrblattinstrumente, deren moderne, uns heute geläufige Vertreter Oboe und Klarinette sind. Typisch sind die zwei getrennten, mit Grifflöchern versehenen zylindrischen Röhren aus diversem organischem Material sowie ein zweiteiliges, heute fehlendes Verbindungs- und Mundstück. In unterschiedlichen Größen und Tonlagen gefertigt, erreichten die Auloi jeweils einen Gesamttonumfang von drei Oktaven.
Während im östlichen Mittelmeerraum Auloi schon sehr früh bekannt waren, treten sie im alten Griechenland erst ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. in Erscheinung, werden dann aber zu den wichtigsten Blasinstrumenten. Athena gilt als Erfinderin des Aulos-Spiels.
Der Aulos hatte in der Regel zwei zylindrische oder leicht konische Melodierohre, die miteinander nicht verbunden waren und beim Spielen V-förmig gehalten wurden. Die Rohre bestanden aus Knochen, Schilfrohr oder Holz, in späterer Zeit auch aus Metall oder Elfenbein. Zwischen Spielrohr (bombyx) und Mundstück (zeugos) saßen zwei ei- bzw. trapezförmig verdickte Abschnitte, der holmos und das hypholmion.
Bei den ältesten erhaltenen Instrumenten hat jedes Rohr fünf Grifflöcher, darunter ein Daumenloch an zweiter Stelle von oben; dazu kam oft ein sechstes nicht gegriffenes Loch. In hellenistisch-römischer Zeit wurde die Zahl der Löcher stark erhöht. Durch Wachs oder Metallringe konnten die Löcher geöffnet oder verschlossen werden, wodurch sich der Tonumfang variieren ließ.
Bei den Etruskern hießen entsprechende Instrumente Subulo. Im antiken Rom wurde der Instrumententyp Tibia genannt. (AVS)