Um 1845 gearbeitet aus Haaren der Familienmitglieder der Fertigerin. Insgesamt wurden Haare von acht verschiedenen Personen in unterschiedlichen Schattierungen verarbeitet.
Die Haarsträhnen wurden durch Schlaufenlegung in die dreidimensionale Form von Blüten und Ähren geknüpft. Auf der Rückseite des Rahmens findet sich eine Skizze des Kranzes mit der Angabe, wessen Haar an welcher Stelle verarbeitet wurde. In verglastem Holzrahmen, der an den Innenrändern mit Goldpapier ausgekleidet ist.
Schmuck oder dekorative Elemente aus Haaren von Angehörigen und nahestehenden Personen zu fertigen oder fertigen zu lassen, war Mitte des 19. Jahrhunderts in Nord-Westeuropa verbreitete Praxis. Sie diente außerdem wohlhabenden Damen zum Zeitvertreib. Der Trend begann bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts und nahm mit dem „Zeitalter der Empfindsamkeit“ Fahrt auf. Gerade im Bürgertum erhielt die Familie einen neuen Stellenwert und das offene Zeigen von Zuneigung und emotionaler Bindung wurde gängiger.
Haare haben als vormaliger Bestandteil des Körpers eines geliebten Menschen besondere Kraft. Sie lassen somit die Person selbst gegenwärtig erscheinen, schaffen oder stellen Nähe dar. Florale Muster sind die gängigsten Darstellungen in Haararbeiten.
Gefertigt wurde die hier gezeigte Haararbeit in Hildesheim von Dorette Ulrich, geb. Sedwig aus Haaren ihrer Eltern und Geschwister. Sie war vermutlich eine Schwester des hannoverschen Goldschmieds Heinrich Sedwig, dessen Haare in diesem Fall auch verarbeitet wurden.
[EH]