Inv.-Nr.: VO Ker 35
Die große weit ausladende Schale auf kleinem Standring und mit leicht abgesetzter Fahne stellt eine Imitation chinesischen Porzellans dar. Die Schale mit Unterglasurmalerei wurde mit einer weißen Engobe überzogen und mit einem hellblauen Dekor mit schwarzen Konturen bemalt. Der Rand ist mit einem hellbraunen Streifen abgesetzt. Der Spiegel ist durch einen einfachen schwarzen Strich und ein Bogenmuster mit Wolkendekor eingefasst. Er ist mit einem Zweig mit kleinen Blättern und einem großen federartigen Blatt bemalt. Das Muster der Fahne ist vom Spiegel durch einen weißen Streifen und zwei schmale schwarze Striche abgesetzt. Die Fahne zeigt neun rechteckige, durch Bänder voneinander getrennte Felder. Darin jeweils innerhalb einer blauen und weißen Umrandung eine große Blüte, die von kleineren umgeben ist. Die Bänder sind mit einer blauen Blütengirlande verziert. Die äußere Wandung ist am Rand und über dem Standring mit schwarzen Strichen eingefasst und umlaufend mit geschwungenen Blütenzweigen bemalt, wobei die größeren Blüten den Blütendekor der Fahne wiederholen. Dazwischen befinden sich kleine Füllelemente. Die Standfläche des Standrings ist nicht glasiert. Innerhalb des Standringes finden sich gleichmäßig verteilt sechs kleine aufgeraute Punkte, möglicherweise Spuren eines Untersatzes, auf dem die Schale während des Brennvorgangs aufgesetzt war. Im Inneren zeigt die Glasur teilweise eine gelbliche, außen eine grünliche Verfärbung. Über Keramikzentren im persischen Raum des 17. Jahrhunderts ist wenig bekannt. Die mit Schwarz eingefasste Blau-Weiß-Ware stammt möglicherweise aus Mashad. Für die Keramik wurde der Ton mit zermahlenem Quarz und einer Quarzfritte, einer Mischung aus zerriebenem Quarz und Pottasche, die gebrannt und erneut zerrieben wurde, vermengt. Häufig war aufgrund des weißen Scherbens ein weiterer weißer Überzug nicht notwendig, anders als bei dem hier vorliegenden Stück. Über die Zusammensetzung der Farben für die Bemalung ist nichts bekannt. Die abschließende Glasur, die überwiegend aus Quarzfritte bestand, verband sich besonders gut mit der im Scherben enthaltenen Quarzfritte. Die Keramiken wiesen, je nach verwendeten Ausgangsmaterialien und deren Vorverarbeitung, große qualitative Unterschiede auf. (Schmitz, Claudia: Ethnographica in Braunschweig, hrsg. von Regine Marth (Sammlungskataloge des Herzog Anton Ulrich-Museums, Braunschweig; Bd. 19), Dresden 2016, S. 346, Kat. Nr. 512)