Dieses zweistöckige Puppenhaus zeigt eine etwas ungewöhnliche Raumaufteilung. Im Erdgeschoss befinden sich das Wohn- und das Schlafzimmer, die Küche ist im Obergeschoss. Die Ausstattung dekliniert das bürgerliche Wohnprogramm von vorne bis hinten durch: Im Wohnzimmer ist eine Sitzgruppe mit Sofa, zwei Sesseln und einem Stuhl um einen Tisch aufgebaut. Auf einem Wandbord stehen Krüge und Tassen. In einer Ecke des Raumes steht ein Sekretär, auf dem auch die Schreibgarnitur nicht fehlt. Das benachbarte Schlafzimmer ist mit Bett, Kommode, Waschtisch, Spiegeltisch und Nachtschränkchen möbliert, Vorhänge und Bettwäsche sind ebenso vorhanden.
Neben dem Wohnzimmer gibt es eine Veranda, auf der eine zusammenklappbare Sitzbank und Klappstühle stehen. Zahlreiche Blumentöpfe und –ampeln gehören ebenfalls zur Ausstattung. Neben dem Schlafzimmer führt eine Treppe nach oben. Auch der Raum unter der Treppe ist gut genutzt: Dort sind die Besenkammer und – für ein Puppenhaus der damaligen Zeit sehr modern – die Toilette untergebracht.
Vom Treppenabsatz führt eine Tür in die reichlich ausgestattete Küche. Neben einem Küchenbuffet ist ein Kochherd mit vier Kochtöpfen zu sehen. Auf Wandborden drängt sich Küchengeschirr. Auf dem Küchentisch werden zubereitete Speisen präsentiert. Rechts von der Küche ist eine Badekabine mit einem rotweiß gestreiften Vorhang abgeteilt, hinter dem sich eine Badewanne, Wasserkannen und ein Wasserbehälter aus Blech verstecken.
Das Puppenhaus wurde um 1890 von einem Berliner Kaufmann für seine 1883 geborene Tochter angefertigt. Viele Ausstattungsteile wurden aber sicherlich zugekauft. Als die Berlinerin das Puppenhaus selbst nicht mehr benötigte, gab sie es an die in Hannover lebende Verwandtschaft weiter. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Puppenhaus dann in Hannover bespielt, bevor es im Jahr 1971 ins Historische Museum gelangte. Dort wurde es restauriert und lange Jahre in der Dauerausstellung gezeigt.
[FA]
