Inv.-Nr.: VO Met 21
Kupferkanne mit kugeligem Gefäßkörper, der im oberen Teil konisch ausgezogen ist und auf einem konischen Standfuß ruht. Der Standfuß, der obere Teil des Gefäßhalses und die leicht S-förmig gebogene Tülle wurden nachträglich angesetzt. Am Standfuß sind von unten noch Reste des verwendeten Lötzinns sichtbar. Die Tülle ist fast bis auf die Höhe der Mündung hochgezogen. Am unteren, abgesetzten Rand des Standfußes befindet sich eine Verzierung in Form eines Flechtbandes, darüber ein palmettenartiges Muster. Knapp unterhalb des Bodenansatzes ein mit kleinen eingestochenen Punkten durchbrochener Wulst. Am Halsansatz befinden sich ein kleiner Absatz und zwei Wülste, wobei der in der Mitte liegende Wulst am breitesten und mit einem Flechtband verziert ist. Der sich nach oben konisch erweiternde Hals ist unverziert. Die Randlippe ist fast gerade hochgezogen und umlaufend mit einem durch eingestochene Punkte durchbrochen gearbeiteten Flechtband verziert. Der Gefäßkörper ist mit vier tropfenförmigen Ornamenten geschmückt, die ein eingraviertes Muster aus Blüten und Blütenranken aufweisen. Diese sind abwechselnd größer oder kleiner ausgeführt. Die größeren verlaufen von unterhalb des Bodenumbruchs bis zum Halsumbruch, die kleineren, durch die Ansätze von Tülle bzw. Henkel gestört, sind nicht bis zum Halsumbruch hochgezogen. Die Ausgusstülle ist mit zwei umlaufenden eingravierten Riefen knapp über dem Ansatz verziert. Dem Ausguss ist ein kleiner, massiv gegossener, stilisierter Drachenkopf aufgeschoben. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurden Deckel und Griff in Holz ergänzt; der Dekor dieser Ergänzungen mit dem blattförmigen Ornament und dem Drachenkopf ist den Gravierungen der Kanne nachempfunden. Die Form, vermutlich aus mittelalterlichen Vorbildern entwickelt, ist typisch für Wasserkannen, zu denen üblicherweise ein Becken gehört, in dem das ausgegossene Wasser aufgefangen wird. Der kleine Drachenkopf am Ausguss geht auf chinesische Vorbilder zurück. Es könnte sein, daß die hier beschriebene Kanne als Halbfabrikat in die Sammlung gelangte, da Deckel und Henkel fehlen. Dies ergibt sich aus der Art der Produktion, die zwar nicht für das 17., aber für das 20. Jahrhundert bekannt ist. Die Einzelteile vergleichbarer Kannen wurden in voneinander unabhängigen Werkstätten gefertigt und erst am Ende des Herstellungsprozesses zusammengefügt, siehe Kat. Nr. 520. (Schmitz, Claudia: Ethnographica in Braunschweig, hrsg. von Regine Marth (Sammlungskataloge des Herzog Anton Ulrich-Museums, Braunschweig; Bd. 19), Dresden 2016, S. 352, Kat. Nr. 519)