Die älteste Münze im Museum August Kestner hat noch nicht die typische runde Form, sondern ähnelt eher einem Klumpen. Dennoch handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Münze, weil sie ein kleines handliches Metallstück ist, das als Umlaufmittel diente und für dessen Gewicht und Wert jemand mit einem Stempel bürgte. Somit sind die Kriterien einer Münze erfüllt.
Den Fundort unseres Stückes kennen wir zwar nicht, aber sehr viele ähnliche Stücke fanden sich weit verbreitet im östlichen Mittelmeerraum - die meisten ebenfalls mit einem Löwenkopf als Bildmotiv. Alle diese Münzen lassen sich mit ihrem Gewicht in ein System einordnen: Die Drittelstücke haben ein Drittel des Gewichts einer „Normmünze“. Ein solcher Norm-Stater wiegt ca. 14 g und entspricht somit dem „milesisch-lydischen Münzfuß“. Verbreitung und Gewichtssystem lassen darauf schließen, dass wir ein Zahlungsmittel vor uns haben.
Antike schriftlichen Quellen und historische Forschungen deuten darauf hin, dass die frühen Elektronmünzen im Königreich Lydien geprägt wurden, das im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. das westliche Anatolien umfasste. (SV)