Bedeutendes Zeugnis minoischer Kultur, an dem sich sowohl die hochstehende Töpferkunst der ägäischen Bronzezeit als auch religiöse Vorstellungen ablesen lassen.
In der Entstehungszeit des Sarkophags erliegt Kreta nach der endgültigen Zerstörung des Palastes von Knossos um 1400 v. Chr. immer mehr dem kulturellen Einfluss der einwandernden Griechen. Alte minoische (kretische) Vorstellungen der Religion und Kunst sind aber weiterhin nachweisbar. So werden die Toten in tönernen Larnakes, sog. Truhensarkophagen oder in Badewannen aus Ton bestattet. Die Bemalung der Sarkophage zeigt neben starken mykenischen Motiven noch deutlich minoisches Formengut.
Der Baum auf der Hauptseite des Sarkophags kann als heiliger Baum gedeutet werden, der zum minoischen Baumkult oder zum Kult der Baumgöttin in Verbindung gebracht werden könnte. Die beiden Wildziegen könnten auf die Ziegen einer Berggöttin anspielen, wie auch die Rassehunde zu einem "Herren der Hunde" gehört haben mögen. Die Darstellungen der Vorderseite sind gewiss formelhafte Bilder minoischer, im 14. Jahrhundert v. Chr. noch wirksamer, religiöser Vorstellungen. Sie werden mit einiger Wahrscheinlichkeit in Zusammenhang mit dem Tod und Jenseits zu deuten sein. Die gut fundierte Datierung der bemalten Tonwannen und Truhen-Sarkophage von verschiedenen Fundorten Kretas (z.B. Palaikastron, Pentamodi, Pachyammos) lassen durch stilistische Vergleiche die Datierung unseres Sarkophags in den Anfang der Phase Spätminoisch III (14. Jh. v. Chr.) als gesichert gelten. (AVS)