Die Bildwirkerei zeigt eine mythologische Darstellung aus dem troianischen Sagenkreis, nämlich der Hochzeit des Peleus und der Thetis. Zu dieser Feier war Eris, Göttin der Zweitracht, nicht eingeladen. Dennoch erschien sie und warf einen goldenen Apfel mit der Widmung τῇ καλλίστῃ („der Schönsten“) unter die Gäste. Die Szene der Wirkerei zeigt den Moment kurz bevor Eris erscheint.
Unter den Göttinnen Aphrodite, Athene und Hera entbrennt der Streit darüber, welcher von ihnen der Apfel zusteht. Zeus rät, dass Hermes die drei zu Paris führe; dieser solle den Apfel der schönsten der drei Göttinnen geben. Paris entschied sich für Aphrodite, die ihm Helena, die schönste Frau (der Welt), versprach. Ihre Ehe und Entführung durch Paris nach Troia löste schließlich den Troianischen Krieg aus.
Zeitlich ist das Objekt in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts zu setzen. Aufgrund des Stils der Arbeit spricht Einiges dafür, dass dieses Exemplar aus der französischen Provinz bzw. der Manufaktur von Aubusson stammt. Aubusson war seit 1665 die wichtigste königliche Manufaktur, die auch für den freien Markt produzierte. Diese Region ist berühmt für das außergewöhnliche Bildwirkerei-Handwerk. Die Würdigung dieses Kunsthandwerkes in Aubusson wurde von der UNESCO ausgezeichnet und 2009 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Von großer Bedeutung ist, dass das dieser Bildteppich das direkte Gegenstück zu einem weiteren in der Sammlung des Museum August Kestner mit der Darstellung des „Urteil des Paris“ ist. Aufgrund der motivischen Gleichheit der umlaufenden Bordüre bei beiden Tapissierien ist die thematische und die herstellungstechnische Zusammengehörigkeit gesichert und somit folglich auch die inhaltliche. (AVS)
2017 restauriert mit Mitteln der Rudolf-August Oetker-Stiftung
Ehem. Sammlung Georg Wilhelm Rehbock, Hannover