In der Kramerstr. 10, also inmitten des nach dem 2. Weltkrieg als „Traditionsinsel“ konzipierten Bereiches der weitgehend zerstörten Altstadt Hannovers, wurde 1971 ein neuartiges Lokal eingerichtet. Das Restaurant „Zum Ochsen“ machte seinem Namen alle Ehre. Der Inhaber, der Gastronom Heinz Allmendinger, verfügte allein in Hannover über fünf verschiedene Gaststätten. Diese Basis ermöglichte es ihm, nicht nur neue Ideen zu entwickeln, sondern sie auch umzusetzen.
Im „Ochsen“ hieß dies, dass sich im Restaurant hinter einer Glasscheibe ein großer Ochsengrill befand. Man konnte also dem Tier beim Braten zusehen. Es handelte sich um eine Spezialanfertigung, extra für das Lokal entwickelt, die bei der Eröffnung 1971 in der Bundesrepublik konkurrenzlos war. Die Postkarte, die erst etliche Jahre später aufgelegt wurde, gibt uns einen guten Eindruck von der Ausstattung des Restaurants, die ein Zeitungsartikel zur Einweihung mit dem Begriff „moderne Rustikalität“ umschrieb. Neben dem Ochsengrill bestimmten eine langgestreckte Bar sowie auf Podesten angeordnete Tische den Raumeindruck.
Das Restaurant zum Ochsen war insofern in verschiedener Hinsicht das genaue Gegenteil von dem, was man heute von einem modernen Restaurant erwarten würde. Es war für Menschen mit Mobilitätseinschränkung nicht geeignet und der Slogan „Vorsicht … gesunde Kneipe!“ auf der Postkarte dokumentiert ein noch völlig unreflektiertes Verhältnis zum Konsum von deftigen Speisen und großen Fleischmengen.
Möglicherweise hat dieses zunehmend überholte Konzept dazu beigetragen, dass der „Ochse“ mittlerweile Geschichte ist und sich nach mehreren Wechseln nun ein Ramen-Restaurant dort befindet.
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