Alfred Hentzen konnte zu Beginn seiner kurzen Amtszeit als Direktor des Kestner-Museums (1952–1955) eine bedeutende Reihe zyprischer Objekte für das Museum erwerben. Über diesen Kopf schreibt er in den Erwerbungsberichten 1952: "Es fehlte als Mittelpunkt ein Werk der großen cyprischen Steinplastik, und es gelang einen mir seit langem bekannten Kopf eines bärtigen Mannes aus Berliner Privatbesitz zu erwerben, eine Arbeit des späten 6. Jahrhunderts v. Chr. von der Strenge und Großartigkeit griechischer, archaischer Werke und von einer Stärke des Ausdrucks und einer plastischen Kraft, die es erlaubt, in die erste Reihe der Skulpturen dieser Gruppe einzuordnen. […]."
In diesem Stück deutet sich die zunehmende griechische Einflussnahme auf die zyprische Bildhauerkunst an und zeigt den Rückgang nicht-griechischer Einflüsse. Die Dominanz der griechischen Elemente zeigt sich deutlich in der Strukturierung der Haartracht, in Haupthaar und Bart. Für die Buckellocken und den Vollbart lassen sich mehrere Vergleichsbeispiele vom griechischen Festland finden. Die Kopfbedeckung und die Augenform deuten allerdings noch auf einen persischen Einfluss hin und belegen, dass auch trotz der starken griechischen Beeinflussung zu Beginn der Klassik nicht-griechische Elemente weiterhin Aufnahme in der zyprischen Kunst fanden.
Der Dargestellte könnte aufgrund der Kopfbedeckung als Priester gedeutet werden. – Moderne Mörtelspuren an den Rändern deuten auf eine ehemalige, sekundäre Einmauerung in eine Wand. (AVS)
Ehem. Sammlung Heinrich Hardt, Berlin