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Museum August Kestner Antike Kulturen [1964.15] Archiv 2021-03-11 17:48:53 Vergleich

Grabrelief oder Giebelstele mit drei Personen

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5Inventarnummer: 1964.155Inventarnummer: 1964.15
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7Beschreibung7Beschreibung
8Das Grabrelief gehört zum Typus der Giebelstelen. Die in Hochrelief gearbeitete Szene zeigt insgesamt drei Personen in einer tempelförmigen Architektur, von der allerdings nur noch Teile der rechten Hälfte des Giebeldreiecks erhalten sind. Auf einem Hocker (klismos) mit gedrechselten Beinen sitzt eine Frau nach rechts. Sie ist bekleidet mit einem geknöpften Ärmel-Chiton und einem Mantel (himation), der ihr über die Schultern, den rechten Oberarm und den Rücken fällt. Mit der linken Hand ergreift sie den Rand des Mantels in Höhe der Schulter und zieht ihn leicht nach oben. Das Haar ist in welligen Strähnen von der Stirn zurückgekämmt und im Nacken aufgerollt, wobei der Nackenknoten nicht erhalten ist. Ihre rechte Hand reicht sie einer in Dreiviertelansicht vor ihr stehenden jüngeren Frau. Diese trägt ebenfalls ein langes Untergewand, ob Peplos oder Chiton ist nicht zu entscheiden, und einen über ihren Schultern liegenden Mantel. Das Himation wird vor dem Körper in gebogenen Falten von zu Hüfte zu Hüfte geführt, wobei eine Reihe von Falten vom linken Arm an den Körper gepresst werden. 8Im frühen 5. Jahrhundert v. Chr. hatten die griechischen Gesetzgeber Regeln für den Traueraufwand erstellt. Ein Verbot für Athen und Attika schränkte daher den übermäßigen Aufwand für Begräbnisfeierlichkeiten und die Ausstattung bzw. Kennzeichnung der Grabstätten stark ein. Doch gut ein Jahrhundert später kehrten reiche Athener und vermögende Ausländer zu einer luxuriösen Ausschmückung ihrer Gräber und Grabanlagen zurück und begannen damit, wieder weithin sichtbare Zeichen auf die Grabstellen zu setzen. Grabreliefs wie dieses standen entlang der Straßen, die aus der Stadt hinausführten.
9Im Hintergrund ist in flachem Relief noch der stark geneigte Kopf einer dritten Figur mit kurzen gelockten Haaren erhalten. Deren langes Gewand und der rechte Fuß sind unter dem Hocker sichtbar. Sehr lange galt diese Figur als weiblich, muss aber aufgrund des kurzen, gelockten Haupthaars sowie des noch schwach erkennbaren Bartes als männlich interpretiert werden, auch wenn die Bruchkante am Mund die Erkennbarkeit erschwert. 9Das letzte und schärfste Grabluxus-Gesetz der athenischen Geschichte ist das des Demetrios von Phaleron (um 350–280 v. Chr.), erlassen 317/07 v. Chr. Es schränkte den großen und reichhaltigen Aufwand für Begräbnisfeiern und die Gräber erneut stark ein und beendete die Produktion dieser Art Grabdenkmale endgültig.
10Im frühen 5. Jahrhundert v. Chr. hatten die griechischen Gesetzgeber Regeln für den Traueraufwand erstellt. Ein Verbot für Athen und Attika schränkte daher den übermäßigen Aufwand für Begräbnisfeierlichkeiten und die Ausstattung bzw. Kennzeichnung der Grabstätten stark ein. Doch gut ein Jahr¬hundert später kehrten reiche Athener und vermögende Ausländer zu einer luxuriösen Ausschmückung ihrer Gräber und Grabanlagen zurück und begannen damit, wieder weithin sichtbare Zeichen auf die Grabstellen zu setzen. Grabreliefs wie dieses standen entlang der Straßen, die aus der Stadt hinausführten. 10
11Das letzte und schärfste Grabluxus-Gesetz der athenischen Geschichte ist das des Demetrios von Phaleron (um 350–280 v. Chr.), erlassen 317/07 v. Chr. Es schränkte den großen und reichhaltigen Aufwand für Begräbnisfeiern und die Gräber erneut stark ein und beendete die Produktion dieser Art Grabdenkmale endgültig. (AVS)11Die Geschichte dieses Grabreliefs reicht bis in die jüngste Vergangenheit. Während der deutschen Besatzung in Frankreich wurde das Objekt aus jüdischem Besitz beschlagnahmt und ab 1943 auf dem Pariser Kunstmarkt angeboten. Über den Münchner Kunsthändler Walter Bornheim wurde es an den Reichsleiter der NSDAP und Leiter der Deutschen Arbeitsfront (DAF), Robert Ley verkauft, der es schließlich Hermann Göring zu dessen 50. Geburtstag schenkte. (AVS)
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13Material/Technik13Material/Technik
14Marmor14Marmor
26## Bezug zu Personen oder Körperschaften26## Bezug zu Personen oder Körperschaften
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28- [Demetrios (Phaleron) (-360--280)](https://nds.museum-digital.de/index.php?t=people&id=72520)28- [Demetrios (Phaleron) (-360--280)](https://nds.museum-digital.de/index.php?t=people&id=72520)
29- [Hermann Göring (1893-1946)](https://nds.museum-digital.de/index.php?t=people&id=19354)
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30## Teil von31## Teil von
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34## Literatur35## Literatur
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36- Liepmann, Ursula (1975): Griechische Terrakotten, Bronzen, Skulpturen. Hannover, 22-23; 126 Kat. M 537- Liepmann, Ursula (1975): Griechische Terrakotten, Bronzen, Skulpturen. Hannover, 22-23; 126 Kat. M 5
37- Siebert, Anne Viola (2020): Ein griechisches Grabmal in der Sammlung Antike Kunst des Museum August Kestner. in: Spuren der NS-Verfolgung. Provenienzforschung in den kulturhistorischen Sammlungen der Stadt Hannover, 164-16938- Schwartz, Johannes / Vogt, Simone (2019): Spuren der NS-Verfolgung. Provenienzforschung in den kulturhistorischen Sammlungen der Stadt Hannover. Köln, 171-183
39- Siebert, Anne Viola (2019): Ein griechisches Grabmal in der Sammlung Antike Kunst des Museum August Kestner. in: Spuren der NS-Verfolgung. Provenienzforschung in den kulturhistorischen Sammlungen der Stadt Hannover, 164-169
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41## Schlagworte
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43- [Grabkultur](https://nds.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=68029)
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42Stand der Information: 2021-03-11 17:48:5348Stand der Information: 2021-11-02 21:53:45
43[CC BY-NC-SA @ Museum August Kestner](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)49[CC BY-NC-SA @ Museum August Kestner](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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Museum August Kestner

Objekt aus: Museum August Kestner

Das Museum August Kestner ist benannt nach August Kestner (1777-1853). Das älteste städtische Museum in der Landeshauptstadt Hannover wird von einer...

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