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Museum August Kestner Öllampen

Öllampen

Die Sammlung der Öllampen geht in ihrem Grundstock auf den Sammler und Museumstifter August Kestner zurück. Sie umfasst heute rund 550 teil vollständige und teils in Fragmenten erhaltene Exemplare.

[ 69 Objekte ]

Zwölf-Götter-Pantheon (Öllampe)

Volutenlampe mit Henkelaufsatz. - Auf dem Lampenspiegel sind die Büsten von zwölf Göttern abgebildet. 1. Reihe: Iuppiter, Iuno, Minverva auf den Schwingen eines Adlers; 2. Reihe: Luna, Mercur, Mars, Sol/Apollon; 3. Reihe: Neptun, Ceres, Vesta, Venus; 4. Reihe: Vulcanus. Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Langschild mit Namensinschriften (Fragment eines Lampenspiegels)

Römische Gebrauchsgegenstände, wie diese Lampe, sind Bildträger des von Octavian-Augustus geschaffenen Herrschaftsmythos. Sie passen sich auf diese Weise neuen politischen Strömungen an. Der Spiegel dieser Tonlampe bezieht sich auf die Ahnenschaft des Aeneas. Die vollständige Darstellung – nach einem Lampenspiegel im Britischen Museum London erläutert – zeigt die Flucht des Aeneas aus dem brennenden Troia: Aeneas in Rüstung schreitet nach rechts. Auf der linken Schulter trägt er seinen Vater, den gelähmten Anchises. Rechts führt er seinen Sohn Ascanios (Iulus) an der Hand. Im Hintergrund sehen wir angedeutete Tempel. Der Begriff der pietas – Frömmigkeit, Pflicht, Liebe gegenüber dem Vater oder auch Vaterlandsliebe – greift einen wichtigen Aspekt in Augustus’ Herrschaftsmythos auf; in der als römischem Nationalepos bezeichneten "Aeneis" stellt er sogar das Leitmotiv dar. Hierin hatte der Dichter Vergil (70–19 v. Chr.) die Flucht des Aeneas aus dem brennenden Troia und seine anschließenden Irrfahrten verewigt. So wie Aeneas sich gegenüber seinem alten und gelähmten Vater Pflicht ergeben zeigt und ihn aus dem brennenden Troia rettet, zeigt sich Augustus nicht nur seinem (Adoptiv-)Vater Caesar, sondern auch seinen ältesten Ahnen gegenüber ergeben. Die augusteische Restaurationspolitik zielte u. a. genau auf diese Pflichtergebenheit ab. Die pietas wurde der wichtigste kulturpolitische Programmpunkt der augusteischen Zeit. Dieses dokumentiert der Ehrenschild für Augustus mit der Formulierung "pietatisque erga deos patriamque" ("Frömmigkeit gegenüber den Göttern und dem Vaterland"). Der römische Senat hatte diese Ehrenbezeugung beschlossen und den Schild 26 v. Chr. im Tagungsort des Senates, der curia aufstellen lassen. Der bildliche und dauerhaft sichtbare Hinweis auf die pietas machte daher auch nicht vor Gegenständen des täglichen Lebens Halt. Massenerzeugnisse wie Tonlampen trugen auf diese Weise die Botschaft der pietas bis in die Wohnstuben der römischen Bevölkerung. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Gladiatoren im Zweikampf (Öllampe)

Volutenlampe mit eckiger Schnauze. - Das Motiv des Lampenspiegels zeigt die beiden Gladiatorentypen Thraex und Myrmillo. Gladiatorenkämpfe haben ihren Ursprung im etruskischen Begräbniskult. Der Zweikampf sollte die Totengötter gnädig stimmen. Die Kämpfe waren auch Zeichen für Macht und Reichtum des Verstorbenen und seiner Familie. Im antiken Rom wurden die Spiele zum Vergnügen des Volkes in der Arena abgehalten. Politiker finanzierten sie zum Stimmenfang vor Wahlen. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Eros auf einer Wanne stehend (Traglampe)

Zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. waren in Ägypten sog. Traglampen beliebt. Sie lassen sich in zwei Typen trennen, die Lichthäuschen und die Lampen, die sich besonders durch einen wannenartigen Unterbau auszeichnen. Auf den Wannen waren sehr häufig Figuren aufgesetzt, die der griechischen Mythologie oder der ägyptischen Götterwelt zuzuordnen sind. Dieses Beispiel zeigt den der Liebesgöttin Aphrodite zugeordneten Eros. Er steht auf dem Wannenrand und scheint die mit der ausgestreckten rechen Hand gehaltene Fackel am Brennloch der Lampe zu entzünden. Diese Darstellung steht symbolisch für die Eigenschaft des Eros, die Menschen in Liebe zu entbrennen. Das erklärt die Wanne aber noch nicht. Eine Erklärung könnte in den Grabungsergebnissen der Badeanlagen in der ägyptischen Stadt Athribis zu finden sein. Dort wurden vermehrt Terrakottenfiguren gefunden. Sie legen nahe, dass hier neben der Körperhygiene auch Kulthandlungen stattfanden. Diese Feiern waren dem Dionysos gewidmet, dem griechischen Gott des Weines und der Fruchtbarkeit. Die zu den Dionysosfeiern gehörigen Rituale waren von Theateraufführungen und erotischen Handlungen geprägt. Nach den Befunden in Athribis wurden hierfür die Badeanlagen genutzt. Es verwundert daher nicht, dass bei den Traglampen häufig Wannen mit Löwenfüßen als Basis für die figürlichen Darstellungen, wie z.B. eines Eroten, genutzt wurden. (AVS)

Krieger und Amazone im Kampf (Öllampe)

Künstliche Beleuchtung hat es zu allen Zeiten gegeben. Die einfachste war das Lager- oder Herdfeuer. Doch nutzte man auch Reisigbündel, Kienspäne oder Fackeln. Das geläufigste Beleuchtungsgerät der Antike war die Tonlampe, zunächst eine flache, offene Schale mit zur Mitte umgeknicktem Rand als Dochthalterung. Sie entwickelte sich stetig zu einem geschlossenen Gefäß mit kleinem Einfüllloch für das Brennmaterial Olivenöl. Eine Massenproduktion wurde ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. durch die Fertigung aus Matrizen erreicht. Um die Zeitenwende kommt die Diskuslampe mit konkav gewölbtem reliefverziertem Spiegel in Mode. Aus ihr entwickelt sich eine ganze Reihe von Lampentypen wie z.B. diese doppelschnauzige Volutenlampe mit Henkelaufsatz. Die Spiegelreliefs zeigen eine reiche antike Bilderwelt: Alltagsszenen, kultische Handlungen, Götterbilder oder mythologische Szenen wie auf diesem Beispiel, bei dem ein nackter Krieger eine Amazone vom Pferd reißt. Der Mythos um das sagenhafte Volk der Amazonen diente den Griechen als Gegenentwurf zu ihrer eigenen Vorstellung von den Aufgaben der Geschlechter. Sich selbst regierende und kämpfende Frauen widersprachen dem Gesellschaftsideal. Im römischen Bereich spielen derartige Darstellungen eine andere Rolle: hier ist eher der erotische Aspekt zu sehen. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Sklaven tragen eine Amphora (Öllampe)

Kleinwüchsige gehörten häufig als Sklaven und Diener zum Hausstand hochrangiger Familien. Aufgrund ihrer körperlichen Unzulänglichkeiten waren sie Spott ausgesetzt, konnten aber auch gerade aufgrund ihres ungewöhnlichen Aussehens zu Ansehen gelangen. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Victoria mit Rundschild (Öllampe)

Das Motiv bezieht sich auf eine Ehrung des Octavian im Januar 27 v. Chr. Der Senat verlieh ihm den Titel Augustus (der Erhabene) sowie einen Schild, auf dem seine Tugenden gepriesen wurden. Für die ‚Errettung der Bürger‘ nach dem Ende der Bürgerkriege erhielt er die Bürgerkrone (ob cives servatos). Die Ehrungen bezeugen die Macht des Augustus. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Krieger auf Elefant (Öllampe)

Die Griechen lernten Elefanten durch die Kriegszüge Alexanders d. Gr. nach Indien kennen. Seine Nachfolger setzten sie als taktisches Mittel im Kampf ein. Im Turm waren Bogenschützen positioniert. (AVS) Ehem. Sammlung Friedrich Wilhelm von Bissing

Kaiserin Iulia Domna (Öllampe)

Als Kaiserfrau und -mutter ließ sich Iulia Domna nicht allein auf diese Rolle reduzieren. Sie nahm in der öffentlichen Selbstdarstellung des Septimius Severus eine wichtige Stellung ein, die das Bild einer harmonischen Herrscherfamilie als Garant von Kontinuität und Stabilität vermittelte. Iulia Domna entwickelte ein starkes Eigenleben. Sie sammelte schon zu Lebzeiten ihres Mannes einen Kreis von Literaten und Philosophen um sich. Hierin zeigt sich eine gewisse Form der Emanzipation. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Erotische Darstellung (Fragment eines Lampenspiegels)

Die Interpretation erotischer Bilder muss aus ihrem einstigen Umfeld rekonstruiert werden. So gehören Koitusbilder, in denen die Frau in unterwürfiger Pose gezeigt wird, zumal wenn die Begattung durch ein Tier erfolgt, zu sexuellen Ausnahmesituationen. Sie zeigen die Frau weniger als Objekt der sexuellen Begierde durch den Mann, sondern sie sind möglicherweise eher ein Reflex grausamer Hinrichtungen in der Arena. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Zwei sich unterhaltende Skelette (Lampenspiegel)

Der sinnliche Genuss von Essen und Trinken spielt um die Zeitenwende und in der frühen römischen Republik eine große Rolle. Gemäß epikureischen Denkens soll man die Zeit, die einem bleibt und welche stetig entflieht, in vollen Zügen genießen. So tauchen in der Kunst des ersten Jahrhunderts n. Chr. verstärkt Darstellungen von Skeletten auf, die herauf Bezug nehmen und diesem von Horaz dichterisch formulierten Leitsatz vom „carpe diem“ (Ode I 11,8) folgen. Gerade auf kostbarem Trinkgeschirr aus Silber mahnten die Skelette, Genuss sei das einzige erstrebenswerte Ziel eines Lebens, das mit dem Tod unwiderruflich endet. Daraus abgeleitet finden sich Skelettdarstellungen auch in anderen Gattungen, wie z.B. Tonlampen. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Bauer beim Schlachten (Öllampe)

Motiv: Bauer stehend nach rechts, mit der Hand über den Leib eines geschlachteten, in Rückenlage auf dem Tisch liegenden Schweines reibend; ein nach links stehender Bauer hält die Hinterpfoten des Tieres. Loeschke Typ I A Vogelkopflampe Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Fabelhafte Erzählung (Öllampe)

Der Lampenspiegel zeigt einen Fuchs mit Umhang, der versucht mit der Leimrute einen im Baum hockenden Vogel herunterzuholen. Die Darstellung bezieht sich entgegen anderslautender Forschungsmeinungen möglicherweise nicht auf die äsopische Fabel 'Vom Fuchs und vom Raben', in der der Fuchs dem Raben den Käse entlockt, sondern auf eine andere Fabel des griechischen Dichters Aisopos aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.: 'Vom Vogelsteller und der Schlange'. In dieser Erzählung geht ein Jäger mit einer Leimrute auf Vogelfang. Als er auf einem Baum eine Drossel sitzen sieht, nimmt er die Rute und versucht den Vogel vom Baum zu holen. Dabei tritt er unbemerkt auf eine Schlange. Diese beißt ihn, und noch im Sterben gesteht sich der Vogelfänger ein, dass er, während er ein anderes Lebewesen fangen wollte, selbt von einem in den Tod getrieben wird; frei nach dem Spruch: "Was Du nicht willst, das man Dir tu', das füg auch keinem andern zu". (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Kriegsschiff (trireme) mit Aschenurne (Öllampe)

Möglicherweise spielt dieses Motiv auf die Überführung der Asche des Germanicus an. Dieser unternahm Feldzüge zur Rückeroberung Germaniens, die jedoch von Tiberius abgebrochen wurden. Germanicus war beim Volk sehr beliebt. Nach seinem frühen Tod 19 n. Chr. wurde seine Asche mit großem Pomp nach Rom überführt. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Pferdebändiger (Öllampe)

Auf dieser Lampe ist ein Tierbändiger mit einem Pferd zu sehen. Die Darstellung gehört in den Bereich der Tierkämpfe. Das künstlerische Vorbild für diese Darstellung ist in der Tazza Albani (Schale aus Marmor, 1. Jh. v. Chr.) zu suchen. Hier bändigt allerdings Herakles die Rosse. Der Töpfer der Öllampe wandelt dagegen das Motiv ab und versetzt es in eine typische Circus-Szene. (AVS) Ehem. Slg. August Kestner, Rom

Marcus Curtius stürzt sich den Erdspalt (Öllampe)

Eine römische Volkssage erzählt, dass sich 362 v. Chr. ein großer Erdspalt beim Forum Romanum zwischen dem Kapitol- und Palatinhügel geöffnet habe. Auguren prophezeiten den Untergangs Roms, wenn die Stadt nicht ihren größten Schatz opfere. Marcus Curtius, ein junger Römer aristokratischer Herkunft, war der Ansicht, dass der größte Schatz eines Volkes seine Jugendlichen seien. Um Rom zu retten, stürzte er sich deshalb zu Pferde in die Tiefe und der Spalt begann sich wieder zu schließen. Diese Stelle auf dem Forum Romanum wird deshalb "lacus Curtius" genannt. Der Mythos wird seither immer wieder in der Kunst dargestellt. Das Bild auf dem Lampenspiegel folgt dem bekannten Relief des späten 1. Jhs. v. Chr., das L. Naevius Surdinus in Auftrag gegeben hatte (Rom, Kapitolin. Mus.). (AVS) Ehem. Sammlung Friedrich Wilhelm von Bissing

Zwei kämpfende Gladiatoren (Öllampe)

Bei Gladiatorendarstellungen auf Lampen kommt es sehr selten vor, dss wei Kämpfer mit Namen bezeichnet werden. Obwohl die Namen in anderen antiken Quellen nicht auftauchen, kann davon ausgegangen werden, dass Decirius und Baebius zwei in ihrer Zeit berühmte Gladiatoren gewesen waren. Diese Lampe ist wohl in kleineneren Mengen für den "Fankreis" in der Umgebung Roms hergestellt worden. Ehem. Sammlung August Kestner, Rom.

Myrmillo mit linker erhobener Hand (Öllampe)

Volutenlampe mit eckiger Schnauze (Bailey Typ A II). - Motiv: Myrmillo stehend nach links mit dem Rücken zum Betrachter, die Linke erhoben, die Rechte auf Schild stützend, ein Schwert haltend. Ehem. Sammlung August Kestner, Rom.

Kämpfender Myrmillo (Öllampe)

Volutenlampe mit eckiger Schnauze (Bailey Typ A I). - Motiv: Kämpfender myrmillo nach links. Ehem. Sammlung August Kestner, Rom.

Angreifender und besiegter Faustkämpfer (Öllampe)

Volutenlampe mit eckiger Schnauze (Bailey Typ A II). - Motiv: Angreifender Faustkämpfer (li.), Besiegter Fauskämpfer (re.). Ehem. Sammlung August Kestner, Rom.

Kämpfender Myrmillo und Thraex (Öllampe)

Volutenlampe mit eckiger Schnauze (Bailey Typ A III). - Motiv: Zwei kämpfende Gladiatoren: Myrmillo (rechts), Thraex (links). - An der Basis eingeritzter griechischer Buchstabe Γ (Gamma). Ehem. Sammlung August Kestner, Rom.

Angreifender Faustkämpfer (Öllampe)

Volutenlampe mit eckiger Schnauze (Bailey Typ A III). - Motiv: Angreifender Faustkämpfer nach rechts. Ehem. Sammlung August Kestner, Rom.

Kämpfender Thraex (Öllampe)

Der Thraex steht frontal zum Beobachter mit seitlichem Ausfallschritt nach rechts, den Arm mit dem Schwert zum Schlag ausholend. Einen kleinen rechteckigen Schild trägt er am linken Arm. Ehem. Sammlung August Kestner, Rom.

Myrmillo mit gesenkten Waffen (Öllampe)

Volutenlampe mit eckiger Schnauze (Bailey Typ A III). - Motiv: Myrmillo mit Rücken zum Betrachter stehend, die Waffen gesenkt. An der Basis eingeritztes Kreuz Ehem. Sammlung August Kestner, Rom.

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