Das Aquarell zeigt eine nächtliche Szene auf dem hannoverschen Nikolaifriedhof. Ursprünglich außerhalb der Stadt gelegen, war er bis zu seiner Schließung 1864 der größte Friedhof Hannovers. Heute sind nur noch Teilstücke als Grünanlagen erhalten.
Im Zentrum steht das im klassizistischen Stil erbaute Erbbegräbnis für die Familie des Lederfabrikanten Johann Ludwig Soelmann (1764-1834). Es wurde entworfen von dem Architekten und Künstler Rudolf Wiegmann (1804-1865), der auch das Aquarell malte. Wiegmann hat hier keine bloße Architekturdarstellung geschaffen. Die nächtliche Szene bei Mondschein und der nachdenkliche Totengräber zielen darauf ab, den Betrachter an seine Vergänglichkeit zu erinnern.
Die Situation erscheint uns heute abwegig. Aber in größeren Städten wie Hannover wurde bis ins 19. Jahrhundert hinein auch am frühen Morgen oder in der Nacht beerdigt . Man vermied so Trauergäste, die aus bloßer Neugier oder wegen des Leichenmahls kamen. Hermann Bödeker, Pastor an der Marktkirche, notierte 1839 in seinem Tagebuch: „Ich wünsche nicht um 9 Uhr, sondern 2-3 Stunden früher beerdigt zu werden (...). Das Treiben der Kinder etc. ist störend.“
[AF]
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