„In der Tat kann ich mir kein Volk vorstellen, sei es noch so kultiviert und gelehrt, sei es noch so roh und barbarisch, das nicht dafür einträte, die Zukunft offenbare sich in Zeichen und es sei möglich, dass sie von bestimmten Leuten erkannt und vorrausgesagt werde“, so Cicero. Cicero selbst war Mitglied des stadtrömischen Augurenkollegiums und religiöser Spezialist für die Divination und deutete selbst den Willen der Götter aus dem Vogelflug.
Im Flug oder in den Schreien der Vögel, in Blitzen und anderen ungewöhnlichen Erscheinungen, so glaubten die Etrusker, konnten die Götter ihren Willen kundtun. Die Position der am Himmel zu beobachtenden Vögel oder Zeichen gab an, welcher Gott sich an die Menschen wendet. Denn jedem Gott war ein bestimmtes Himmelssegment zugeordnet. Zur Ausdeutung der göttlichen Zeichen bedurfte es eines Spezialpriesters, des Auguren. Die Vogelschau (auspicium) war eine dieser Methoden der Zukunfts- und Zeichendeutung (divinatio), die die Etrusker anwendeten.
Dabei stritten die römischen Auguren darüber, ob die Beobachtung des Vogelfluges tatsächlich Aussagen über Zukünftiges zuliesse oder ob die Vögel durch ihren Flug nicht lediglich Zeichen der göttlichen Billigung oder Missbilligung bereits getroffener menschlicher Entscheidungen übermittelten (Cicero, De divinatione 1,105; 2,70). (AVS)
Ehem. Sammlung August Kestner, Rom